Jeder Hund braucht SchuB

Seit bald 10 Jahren empfangen wir Schulklassen auf unserem Hof und unterrichten mit Kopf, Herz und Hand und allen anderen Sinnen zu einem bestimmten Thema. Meist wird dieses Thema vorher oder nachher noch vertieft im Klassenzimmer behandelt. Unser Hund Tasso freut sich immer riesig über diesen Besuch. Gerne lasse ich ihn selber von diesen Begegnungen erzählen:

Mein Name ist Tasso

Ich bin ein zweijähriger Rüde und lebe in Meierskappel im Kanton Luzern auf dem Bio-Hof Büebliswil als Hof-Hund. Meine Aufgaben sind sehr vielseitig: Grundsätzlich bewache ich den Hof und kündige Besucher (willkommene und unwillkommene) an. Dazu hilft mir meine tiefe, imposante Stimme. Eigentlich kann ich sehr schnell unterscheiden, ob der Besuch willkommen ist oder nicht und je nach dem höre ich dann schnell auf zu bellen oder knurre noch ein bisschen dazu. Wenn ich auf diesem Gebiet gerade nichts zu tun habe, gehe ich auf Mäusejagd. Man sagt, dass ich das beste Büsi auf dem Hof bin. Darauf bin ich schon etwas stolz. Ich habe ja auch eine geniale Methode zum erfolgreichen Mäusefang entwickelt, ohne grossen Landschaden anzurichten. Das gefällt dem Bauern. Wenn ich eine Maus rieche, grabe ich ein Loch genau so gross, bis mein Kopf und die Nase hineinpassen. Dann sauge ich ganz stark die Luft aus dem Mäusegang ein. Einerseits entsteht so ein Luftstrom, andererseits fehlt der Maus der Sauerstoff, weshalb sie diesem Strom folgt und im besten Falle mir direkt in den Mund spaziert. Genial nicht?

Tasso als Therapeut

Eine weitere wichtige Aufgabe von mir ist schon fast ein bisschen therapeutischer Art: Mein Herrchen und Frauchen bieten auf ihrem Hof Anlässe für Schulkinder an. Aus ganz verschiedenen Dörfern und Städten kommen sie zu uns. Sie sagen dem SchuB (Schule auf dem Bauernhof). Vielleicht, weil es den Kindern neuen Schub zum Lernen gibt, vielleicht ist es auch eine Abkürzung oder beides. Ich liebe diese Anlässe, und ich liebe Kinder! Da fühle ich mich, wie in einem Rudel zu Hause. So wie es meine Vorfahren noch erlebt haben müssen als wild lebende Hunde.

 

Ich höre die Kinder von weitem kommen. Früher bin ich noch ganz weit entgegen gegangen und habe die Kinder abgeholt. Unterdessen weiss ich, dass sie eh zu mir kommen, da brauche ich nicht mehr so weit zu laufen, aber schon noch ein bisschen. Die meisten freuen sich, mich zu sehen und wenn ich dann mitten in den Kindern stehe, spüre ich plötzlich zwanzig oder mehr Hände in meinem weichen Fell. Ach, wie gut das tut, bitte ja nicht aufhören!!! Ganz viele Kinder haben dank mir schon die Angst vor Hunden verloren. Die einen verstecken sich anfangs noch hinter der Lehrperson. Und plötzlich sehen sie, wieviel Spass ich mit den anderen Kindern habe. Viele können sich dann am Schluss fast nicht mehr trennen von mir.

Ganz viele Fragen

Wenn ich ein Klasse begrüsst habe, spaziere ich mit hocherhobenem Kopf (ich darf ja schon etwas stolz sein auf mich) vor der Klasse her und führe sie zu meinem Frauchen, das die Kinder dann begrüsst und ganz viel Auskunft über mich geben muss: Wie ich denn heisse? Ob ich beisse? (ICH?) Ob man mich füttern darf? (Ich verstehe gar nicht, warum das mein Frauchen immer verbietet. Die Kinder haben immer so leckere Dinge dabei… und ich muss mich mit den Brösmeli auf dem Boden begnügen!) Wie alt ich denn bin? Ob ich ein Bub oder Mädchen bin?

Tasso als Fusswärmer

Es gibt jedesmal ganz viel zu reden über mich. Ich stehe gerne im Mittelpunkt und ich sitze den Kindern gerne auf die Füsse, wenn sie dann im Kreis auf ihren Bänken sitzen. Es könnte sonst ja sein, das sie meinen, sie müssten Angst vor mir haben, wenn ich zu fest auf Distanz gehe.

Beim offiziellen Bauernhofschulprogramm bin ich immer mit dabei. Ich fahre auf dem Anhänger mit. Da sind so viele Kinder, dass es immer schwierig ist für mich, bei welchem ich sitzen soll. In der Pause spielen sie manchmal „Fangen“ mit mir.

 

Wenn der Anlass vorbei ist, bin ich immer ziemlich müde und mache dann ein Schläfchen. Früher war ich immer ganz traurig, wenn die Kinder gegangen sind, manchmal bin ich mitgelaufen, wenn sie losgewandert sind. Daran hatten aber Frauchen und Herrchen gar keine Freude. Heute weiss ich, dass immer wieder Kinder kommen werden. Und darauf freue ich mich jetzt schon!